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Epiphone ES-335 "The Dot"

Dieses Modell befindet sich schon recht lange im Epiphone-Sortiment und dies zeugt von anhaltendem Interesse seitens der Musiker. So ein 335-Modell darf natürlich auch nicht im Programm der Gibson-Tochter fehlen, dabei besetzt „The Dot“ den Niedrigpreisbereich. Im gleichen Stall findet sich auch noch die opulentere Sheratone II, die mit jeder Menge Kopfschmuck daher kommt. Die 335 gibt es in vier Farbtönen: Natural, Cherry, Vintage Sunburst & Black.

Epiphone ist eine Marke, bei der sich die Geister oftmals zu scheiden scheinen. Von totaler Ablehnung (nur Chinaschrott) bis zur vollkommenen Harmonie reichen hier die Aggregatzustände der Protagonisten. Es sollte jedoch zu jeder Zeit der Preis der Epiphone im Auge behalten werden. Es gibt Dinge, die tolerierbar und andere, die es eben nicht sind und diese Grenze sinkt mit den Beträgen, die für ein Instrument auf den Tisch gelegt werden. So kann ich es z.B. absolut tolerierbar, wenn die schwarze Farbe der F-Löcher bei meiner ES ein wenig in das Sunburst „ausblutet“. Bei einer Gibson würde ich das nicht hinnehmen. Und so gilt es immer abzuwägen, was vertretbar erscheint und was nicht. Mit der335 begannen meine Erfahrungen in Sachen Epiphone nicht, es kamen und gingen unterschiedliche Modell von SG über Explorer bis hin zur ES-339. Keine war auch nur im Ansatz so schlecht verarbeitet, dass ich sie hätte sofort zurücksenden oder umtauschen müssen. Nein, vielmehr zeigten alle eine saubere Ausführung aller Arbeiten, ob bei der Bundierung, den Sättel oder dem Paintjob usw.

Mein Weg zur ESÂ…
Initialzündungen für diese große Gitarre gab es neben den unzähligen Fotos im Internet, zwei. Zum einen und für mich heutzutage nicht mehr ganz ergründbar, kaufte ich mir kurz nach den ersten Gehversuchen auf einer Les Paul (zu der ich eigentlich auch wie die Jungfrau zum Kind kam) ein ES 335-Modell unbekannter Herkunft. Es fanden sich weder Herstellername noch Seriennummer auf oder im Inneren des Instruments. Heute gehe ich davon aus, dass es sich hierbei um eine ES-Kopie aus Deutschland handelte. Sie war nicht soooo schlecht, wenn ich mich zurückerinnere, aber, wusste ich damals wirklich, was gut & was schlecht war? Ich verkaufte sie recht schnell wieder. Danach wurde es erst einmal still in Bezug auf die ES. Festzuhalten gilt jedoch, dass dieses Modell bereits recht früh in meinen Wahrnehmungskreis geriet.

Der zweite Funke entfachte die Epiphone ES-339, die ich mir zulegte. Ich wollte zum damaligen Zeitpunkt wieder einen Versuch mit einer Semiakustik wagen und dabei geriet die kleine ES in meinen Focus. Sie zeigt sich auch wunderbar bespielbar und machte einfach Spaß, so dass der Gedanke an die große Schwester, die ES-335 aufkam. Zu dem Zeitpunkt (November 2013) kostete sie neu noch deutlich unter 300 €, so dass ein Ausflug in die Welt der großvolumigen Gitarren moderat ausfallen würde.

Da meine Homeshop gerade ausreichend mit diversen ES-335 „The Dot“ bestückt war, wollte ich mir vor Ort ein Bild der Lage machen. Die zur Verfügung stehende Farbpalette gab bis auf Natural alles her, wobei ich die schwarze ES von vorneherein ausschloss. Schwarze Gitarren habe ich genug und eine 335er muss Cherry oder Sunburst sein, so nahm ich diese beide Damen mit in die Kabine. Bereits trocken, ohne Verstärker angespielt zeigten beide, wie unterschiedlich laut sie bei Stimme waren und schon hier konnte man große Unterschiede zwischen den beiden Exemplaren ausmachen. Die Rote war insgesamt etwas leiser und zurückhaltender und auch die Bässen erschienen nicht so stark ausgebildet. Die Sunburst dagegen legte gleich ein ganz anderes Temperament an den Tag. Sie klang um einiges kräftiger, präsenter und voller und damit mehr nach dem, was ich suchte. Die Grundstimmung setzte sich natürlich auch am Amp, ob angecruncht oder auch mit etwas mehr Overdrive, fort. Bereits bei diesen zwei Modellen stellte sich klar heraus, dass ES´s tonal sehr unterschiedlich ausfallen können und man sich die Zeit nehmen sollte, sie anzutesten, will man das für sich beste Instrument finden. Mein Resümee, die Rot hätte wohl eher einem Jazzer gut zu Gesicht gestanden, wohingegen die Sunburst mehr für Blues & Rock gebürstet erschien.

Die ES war eigentlich auch dafür gedacht, ab und an einfach mal akustisch auf ihr rumzuspielen, aber wie es so oft geht, fing ich richtig Feuer, der Ehrgeiz brach sich Bahn und meine ES sollte gemoddet werden.

Die Epiphone-Pickups leisten keinen schlechten Job. Ich denke, da hat man in der Vergangenheit wesentlich schlechteres von diesem Hersteller gehört. Gerade bei einer semiakustischen Gitarre ist es von Haus aus wichtig, dass die Pickups eine ansprechende Qualität aufweisen, da ein Austausch, ob ihres fehlenden E-Faches nicht so einfach zu bewerkstelligen ist.

Dennoch folgten schnell zwei Gibson Humbucker nebst angelaufenen Cover mit passendem Spacing, die aus einer anderen Umbausession überzählig waren. Beim Einbau beschritt ich den Faulenzerweg, in dem ich einfach die Kabel nahe der verbauten Pickups kappte und die neuen daran anlötete. Nicht gerade die professionellste, dafür aber zeit- und nervsparendste Methode. So verblieb sie eine Weile, bis ich mich ihr wieder widmete. Angespornt durch so manches Foto einer originalen 1958er ES wechselte ich von Grover Rotomatic auf Kluson-like-Tuner, die ursprünglich von meiner Orville by Gibson stammten, keine Markenmechaniken, dafür jedoch passend und schön Vintage aussehend. Dabei passierte mir ein Malheur beim Einkleben der Tuneradapter mittels Sekundenkleber. Da ich diese Arbeiten noch unbedingt vor dem zu Bett gehen erledigen wollte, tat ich dies im Halbdunkel, was dazu führte, dass sich der recht dünnflüssige Kleber fast auf dem gesamten Hals ausbreitete. Was tun? Kurzerhand schliff ich den gesamten Halsrücken bis auf das blanke Holz ab und so verbrachte ich ca. 2 Stunden mit dieser Tat! Nix mit ins Bett gehen. Tags darauf vollendete ich mein „Werk“ und so kam wenigstens das Wachs, welches ich bereits vor Jahre kaufte, ohne zu wissen, was ich damit anstellen könnte, zum Einsatz. Aus einer Katastrohe wurde doch noch ein Triumph, da ich mir einbilde, dass die ES ohne den Lack besser klingt und sich angenehmer spielen lässt.

Kurz darauf folgten noch E-sert, die die zweitteilige Konstruktion aus Bridgebuchse und –bolzen durch ein einteiliges Bauteil ersetzt. Der Einsatz gelang allerdings nicht zu 100 % zufriedenstellend. Trotz großer Bemühungen und meinem komplette Einsatz waren die Bolzen nicht dazu zu bewegen, komplett im Korpus Platz zu finden, so schauen sie noch ca. ein Millimeter aus dem Korpus heraus. Ich wollte sie jedoch nicht wieder entfernen, da dies eventuell deren Zerstörung mit sich gebracht hätte. Mit der jetzigen Situation kann ich jedoch ganz gut leben. Darauf setze ich eine ABR-Bridge, dessen Hersteller ich nicht mehr verifizieren konnte (mit der Zeit sammelt sich so viel Equipment an und wenn dann auch noch keine Herstellerangaben zu finden ist, wird´s eben eng). Kurzzeitig versuchte ich auch einer Gibson-ABR, die mir jedoch zu viele Höhen produzierte. Also entsprechend wieder zurückgerüstet. Demnächst folgt noch ein Faber-Kit und u.U. ein Alu-Stoptailpiece. Pickguard und Bracket wurden ebenfalls den Gibson-Modellen angeglichen. Lässt man nun die Kopfplatte außeracht, so gewinnt man den Eindruck, eine Gibson vor sich zu haben und das war mein Ziel. In Summe steht mir jetzt für runde 400 € ein mehr als passables Instrument der Gattung ES 335 zur Verfügung.

Kommen wir zum Tone der Epi ES
Wie bereits weiter oben schrieb, haben ES-Modelle viele Stimmen. Hier gilt es zum Ersten das für sich passende Instrument zu finden. Hat man dies erfolgreich abgeschlossen, kann man mit dem Finetuning beginnen. Rein akustisch ist sie bereits recht laut, so dass man auch vortrefflich ohne Verstärkung mit ihr aufspielen kann (wie bereits berichtet). Ran an den Amp mit ihr und mal hören, was sie da so kann. Schön offensiv dringt ihr Tone an mein Ohr. Etwas luftiger und nicht so mächtig wie eine Les Paul, aber mit ordentlich Biss in der Stimme. Leichtfüßig und ang-riffs-lustig erscheint sie mir. In den Höhen und Hochmitten stärker, als im Bass angesiedelt. Clean ertönt sie schön warm und breit, auch fülliger, als eine Les Paul in diesem Tonspektrum. Dabei nimmt sie schön das Perkussive aus der Luft auf.

Alle Maßnahmen, die ich bis dato durchführte, brachten den Tone eindeutig nach vorne. Empfand ich ihn zu Beginn etwas ausgefranst, so fokussierte er sich zusehends. Nun wirkt er um einiges kompakter und homogener. Derzeit fehlt mir noch der Vergleich zu einer echten ES, allerdings denke ich, dass ich mit meiner Epi schon recht nahe an ihn heranreichen kann und Unterschiede gibt es bekanntlich in Hülle & Fülle unter den verschiedenen Modellen und Herstellern.

Eventuell kommt sie gegenüber einer Gibson nicht so solide vom Toneumfang und –qualität daher. Hier fehlen die letzten Nuancen gegenüber der großen Schwester, wie ich es bereits bei einem Vergleich zwischen meiner Epi und Gibson ES-339 feststellen könnte.

Mein FazitÂ…
Â…lautet daher: sucht man ein ES-Modell, das auch in den Abmessung und der Ausstattung dem großen G nacheifern soll, kann man ohne Probleme bei Epiphone fündig werden. Dabei sollte man die Berichte, die man vielleicht über Epiphone gelesen oder gehört hat, außeracht, sich viel mehr auf das Instrument einlassen und sich die Zeit nehmen, seine 335 im realen Leben anzuspielen, um es daraufhin einzupacken. Eventuell muss man sich von seinen Farbvorlieben zugunsten eines besseren Tones verabschieden, aber es wird sich lohnen. Denn, gefällt erst einmal der Tone der Gitarre, so folgt auch irgendwann der Farbton.

Lasst Euch darauf ein!

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